Malediven

Im Sommer 1997 reifte der Entschluss mit zwei Vereinsfreunden eine Exkursion zu den Malediven zu wagen um eines der schönsten Korallenriffe tauchend und schnorchelnd zu erkunden. Seltene Tiere, Fische und Korallenriffe sehen und möglicherweise vieles auf Zelluloid festzuhalten. Außerdem hatte ich die Hoffnung gleichgesinnte Aquarianer oder besser noch „verrücktere“ am Biotop Korallenriff interessierte kennen zu lernen. Mit Ihnen zusammen Erlebnisse haben,welche uns lebenslang in Erinnerung bleiben sollten!  Peter (Muscharubo Pit) mit dem ich schon vier Wochen in Kenia Korallenriffe besuchte, organisierte auch den Malediven Trip. Gigi Reisebegleiter nach Sham el Sheik zu den Korallenriffen des roten Meeres Ras Mohamed und NahmaBay komplettierte die Reisecrew.

Als wir am Reisetag um 21:00 Uhr den Flughafen Düsseldorf Richung Male verließen, hatte ich ein flaues Gefühl in der Magengegend. Lag es an den vor uns liegenden hoffentlich erlebnisreichen Tagen?

Oder an den Fang und Transporthilfen (Käscher, Gummis, Tüten und Styropor) die ich vorsorglich im Gepäck hatte, wohlwissend dass es verboten war, Tiere und Fische auszuführen. Nach gut 9,5 Stunden Flug, das flaue Gefühl war einer leichten Anspannung gewichen, verließen wir unsere Reisehöhe von 10.000m. Die Hoffnung auf ein Paradies welches wir erwarteten wurde bereits im Landeanflug übertroffen.

Unter uns lag eine fantastische Inselwelt im azurblauen Pazifik. Unzählige Riffatolle komplettierten dieses traumhafte unvergessliche Panorama. Um 11:30 Uhr betraten wir maledivischen Boden. Nach den Formalitäten ging es per Schnellboot zunächst an der einzigen und zugleich Hauptstadt Male

(wie man sieht wurde kräftig gebaut) und dem Kontänerhafen vorbei, unserem Reiseziel Embudu Village entgegen. Diese kleine Insel befindet sich innerhalb des südlichen Male Atolls inmitten des Vaaduh - Kanals und ist deshalb ständig starker Strömung ausgesetzt.

Diese Strömung hat auch positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Riffe, wovon die Insel vollständig umschlossen wird. Der gleißende weiße Korallensand der unsere Insel umgibt, vermutlich auch aller anderen, ragt bestenfalls 1m aus der kristallklaren Lagune, welche meist nur 1 - 1,5m tief zum Hauptriff verläuft.

Das Hausriff ist gut entwickelt und schnorchelnd leicht zugänglich. Es weist einen ungeheuren Artenreichtum an hermatypischen Steinkorallen auf. Unter anderem große Acopora Tischkorallen, langästige Acopora, mächtige Gehirn-, Geweih-, Feuer- und Säulenkorallen.

Gigi, der kein Freund von Korallen ist, wurde vom Fischbestand, der außerordentlich vielfältig ist, entschädigt!

 

Doch der Reihe nach ...

 

Unmittelbar nach der Ankunft auf der Insel wurden wir in die Unterkunft eingewiesen. Mit dem ersten Schnorchelgang ließen wir uns nicht viel Zeit, wir konnten es kaum erwarten. Bevor es ans Koffer auspacken ging waren wir schon das erste mal im Wasser. Das Hausriff besitzt 5 Zugänge. Weitere Möglichkeiten ins Hausriff zu gelangen gibt es nicht. Die Korallen zu überschwimmen ist wegen der Verletzungsgefahr nicht ratsam. Außerdem können die Spitzen der Korallen dadurch leicht beschädigt werden. Wir nahmen jedenfalls den uns am nächsten gelegenen Zugang und stürzten uns ins nasse Element.

Das erste was ich sah war ein riesiger Schwarm Stachelmakrelen! Die ließen sich durch unsere Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen. Kurz darauf schwamm uns eine Meeresschildkröte entgegen. Auch diese war relativ zutraulich Die Strömung trieb uns zügig an der Riffkante entlang. Die Sichtweite betrug gute 20 m. Die Nordseite ist besonders reich strukturiert mit Einbuchtungen, aufrecht ragende Felsnasen, die mit Steinkorallen unterschiedlicher Gattungen und Arten bewachsen waren. In den Korallenblöcken herrschte reges treiben..

Gruppen von Süßlippen stehen unter großen Tischkorallen, Schmetterlinge suchen in den Korallen nach Nahrung, Einige Kaiserfische (P. imperator, P. diacantus ) kamen neugierig näher, hielten aber eine gewisse Fluchtdistanz ein. Kurz vor dem Ausstieg machten wir noch die Bekanntschaft mit einem Riesendrücker. Ein wenig mulmig war mir schon ,als ich das erste mal so einen Brocken vor der Nase hatte. Giggi dem ich sofortige Fluchtbereitschaft regelrecht ansah, signalisierte mir per Handzeichen die kapitale Größe von 80 cm. Als wenn der Titan Drücker wie er unter anderem auch genannt wird  auf dieses Handzeichen gewartet hätte, unterstrich er seine wahre Größe durch einige Attacken, die uns sofort Respekt einflößten und uns zum sofortigen Rückzug veranlassten! Apropo Ausstieg! Man musste sich gehörig  konzentrieren, um diesen nicht zu verpassen. Die starke Strömung,und ständig neue Eindrücke ließen uns mehr wie einmal den Ausstieg verpassen. Dann mussten wir die halbe Insel schwimmend gegen die Strömung umgehen ( ca. 30 Min.) Wiederholt sahen wir bei diesen mehr oder weniger sportlichen Aktivitäten   eine Vielzahl  von Fischen , Meeresschildkröten und  einmal  sogar  Mantarochen.

Den Rest des Tages verbrachten wir im Flachwasser der Lagune, die sich um die ganze Insel  zog. Sie war bis 10m breit und  etwa 1m tief . In dieser wechselten sich Sandflächen und eingestreute Korallenblöcke ab. In den Korallenblöcken, und waren sie noch so klein, suchten stets  Fischgruppen  Schutz .Es handelte sich um kleine blaue Demosellen, Dascyllus Arten, junge Picasso- sowie Rotzahn Drückerfische. Dort wo die Brandung vorherrschte  waren die Korallen zum Teil stark geschädigt. Auch hier suchten weitere Falterfische nach Fressbarem.       

Die Sonne meinte es besonders gut mit uns. Deshalb  schützten wir uns  mit T-Skirts vor Sonnenbrand und Co. Ich trug auch im Wasser noch eine Schildmütze. Das sah zwar nicht besonders gut aus, war aber bei meinen  extremen  Schnorchelgängen die  immer über 2  Std  gingen , äußerst zweckmäßig.

Wie so oft benötigten wir  mehrere Tauchgänge um auch Tiere zu entdecken die wir bei vorhergehenden Touren einfach übersehen hatten. Dazu gehörten wunderschöne, standorttreue  Federsterne die  einen Felsblock erklommen hatten. Auch große Riffanemonen mit ihren Clownfischen als Bewohner  konnten wir beim zweiten mal hinsehen  hautnah erleben. In den nächsten Tagen verbrachten wir die meiste Zeit im Wasser. Ich war regelmäßig schon vor dem Frühstück das erste mal solo im nassen Element unterwegs. Immer wurde ich dabei von jungen,bis zu 1 m kleinen Weisspitzenhaien begleitet, die im Flachwasser nach Beute Ausschau hielten. Bei erstem Sichtkontakt war mir gar nicht wohl zu mute. Als ich aber feststellte das die Räuber mehr Angst hatten wie unsereins, wurde ich immer größer und versuchte die schnellen Schwimmer aufs Dia zu bekommen. Oft verbrachten wir die Zeit an einer Putzerlippfischstation. Beim betrachten der kleinen, fleißigen Lippfische kam richtig Begeisterung auf. Unglaublich  das keiner  dieser Putzer bei seinem  Handwerk gefressen wurde.

Zum festen Kundenstamm gehörten Fische unterschiedlichster Gattungen. Drücker, Muränen, Kaiser, Schmetterlinge, Papageienfische alle warteten geduldig bis  sie an der Reihe waren. ......Weil jede Unterwasserexkursion neue, unerwartete und erstaunliche Überraschungen bringt, stockte mir bei jedem Ausflug ins Riff mindestens einmal der Atem. .So auch als ich mit Peter und Gigi wieder einmal jagt auf Unterwassermotive machte. Die Strömung trieb uns östlich vor der Insel  in eine relativ seichte Wasserzone,  als wir auf ein schmatzendes,  schlabberndes Geräusch aufmerksam wurden.

Unserm Auge bot sich ein imposantes Bild. Hunderte von Gitter Dr fischen weideten die Algen vom Riffdach ab. Dabei wurden  jede Menge Sedimente aufgewirbelt, so dass einige Dr. nicht mehr zu erkennen waren. Langsam  zog der nicht endende Schwarm an uns vorüber. Ich hatte das Glück einige Tage später dieses Schauspiel noch einmal zu erleben, und ich war wieder mitten drin. Ein weitere Erlebnis der besonderen Art hatte ich bei einer Fischfütterung durch einheimische  vom Bootssteg aus. Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt genau unter diesem und konnten beobachten wie ausgerechnet die Futterspezialisten  wie Falter und Kaiserfische, allen voran der Pfauenkaiser, sich um die Futterbrocken( Weissbrot und hart gekochte Eier ) rauften. Nur gut das mich niemand bei dieser „Raubtierfütterung“ sehen konnte, wie ich mit weit geöffnetem Mund und aufgerissenen Augen das sich mir bietende Unterwasserschauspiel  verfolgte. Einen Augenblick schoss mir durch den Kopf, mit wie viel verschiedenen Futtersorten ich in den 80ger Jahren versuchte, um diverse Kaiser und Falter zur Futteraufnahme zu bewegen.(nicht immer mit Erfolg) Weisbrot! GekochteEier! Ich konnte es nicht fassen!! .....Bei so  abwechslungsreichen  und  faszinierenden  Taucherlebnissen verging  die  Zeit wie im Flug.

Unsere Unterkunft war mit Klimaanlage ausgestattet Auf Embudu  Village kann man zwischen Strand - und noch komfortabler ausgestatteten Wasserbungalows, die auf Stelzen ins Meer gebaut sind, wählen. Peter der die Reise im Vorfeld geplant hatte entschied für uns und buchte ein    Wasser -bungalow.                                                            

 

Das Essen, welches stets im Restaurant eingenommen wurde ließ keine Wünsche offen. Fleisch, (Huhn) Fisch, und Nudelgerichte alles europäisch mit indischem Einfluß ,das heißt besonders scharf und mit jede Menge Curry! Torten, Obst,Pudding und weitere verschiedene Nachspeisen imponierten Peter. Der fing  stets mit dem Dessert an ,und hörte ein fach nicht mehr auf. Mittags genehmigten sich Gigi und Peter immer ein Päuschen. Man hatte schließlich Urlaub. Ich erkundete in dieser Zeit wie immer die Insel, welche  ich in gut 20 Min. umrunden konnte .

Ich staunte nicht schlecht als ich mit   Fotoapperat, bei Ebbe den Strand aufsuchte, lag das Riffdach trocken.. Die Korallen ragten aus dem Wasser! Die  Sonne knallte mehrere Std. auf die Korallen hernieder und konnte diesen doch nichts anhaben..Mit beginnender Flut kamen auch die Polyphen wieder zum Vorschein, als wenn nichts gewesen wäre. Bereits nach einigen Tagen hatte ich mir trotz aller Vorsichtsmaßnahmen den Pelz verbrannt. Vor allem die Waden hatte es in Mitleidenschaft gezogen,so dass an Aktivitäten im Wasser für die nächsten 2 Tage nicht zu denken war. Da ich sowieso Male, besonders den dort ansässigen Meerwasserexporteur besuchen wollte, schloss ich mich tags darauf einer Reisegruppe an. Peter und Gigi wollten  tauchen und einen späteren Besuch der Hauptstadt nicht ausschließen.

Mit dem Schnellboot erreichten wir den Dhonihafen von Male in knapp 2 Std. Vor der neuen Moschee gab es eine kurze Einweisung. Danach folgte eine Führung durch das Zentrum. Dazu eine Kurz Info von mir. Die Republik of Maledives besteht aus 1190 Inseln. 1998  ca. 220 000 Einwohner, wichtigstes Verkehrsmittel  auf der 1700m langen und 900m breiten Insel ist das Fahrrad. Rund 500 Pkw und 200 Kleintransporter sind registriert. Lebensgefährlich sind die rasenden Mopeds und Motorräder. In den kleinen Straßenläden konnte man vom Werkzeug über Coca Cola Dosen  bis hin zum WC Deckel und Klavier alles erwerben.

In den neuen, speziell für den Tourismus geschaffenen Geschäften konnte man sich vor überteuerten Souvenier  Artikeln nicht retten.

Von dem Angebot  wurden die wenigsten Artikel auf den Malediven gefertigt. Obwohl ich nichts erwarb, wurde ich überall höflich verabschiedet. Aus meinem Besuch beim Exporteur wurde nichts, da dieser seine Fangstation auf eine andere Insel verlegt hatte. Aus der Traum von ausgesuchten Raritäten direkt von Male ins heimische Aquarium! Auch Olaf Ladewigt und Frank Schneidewind , beide Vollblutaquarianer und neueste Urlaubsbekanntschaft, stand die Enttäuschung auf dem Gesicht geschrieben.. Da uns noch etwas Zeit blieb, bummelten wir noch gemeinsam durch den Hafen und besuchten den Fischmarkt. Ich schaute mir die angebotenen Fische genau an, vermutete ich doch unter ihnen auch Kaiser und Doktorfische, die in vielen tropischen Ländern zum festen Nahrungsangebot  gehören. Um es vorweg zunehmen, wir konnten keine Aquarienexemplare entdecken.

Es blieb nicht aus das wir auch einige male abends oder sogar nachts den Weg ins Riff wagten. So auch heute, da wir den ganzen Tag in Male waren und unsere Körper noch keinen Tropfen Meerwasser gesehen  hatten. Wir wählten wie immer bei Dunkelheit, bewaffnet mit Unterwasserlampen, die strömungsabgewante Seite. Schnecken, Seesterne,  Stachelhäuter, Garnelen und  anderes Kleingetier  kommen nach Einbruch der Dunkelheit  aus den Verstecken um ungefährdet  von ihren Fressfeinden das Riffdach abzuweiden. Viele Fische konnten wir in schlafstellung fotografieren. Muränen waren eigentlich die einzigen  nachtaktiven Räuber, die auf Beute aus waren. Wie immer hatten wir zu wenig Filmmaterial um alles im Bild festhalten zu können. Geschafft  von Sonne und Wasser ging es anschließend auf allen vieren in die Koje. Nicht selten vielen mir die Augen  unter der Dusche zu oder schlief auf dem Weg zum Bett ein.

               Auch der schönste Urlaub geht einmal zu Ende

Den letzten Tag verbrachten wir nur kurz auf Embudu. 5.00  Uhr wecken, 6.00  Uhr Frühstück. 6.30  Uhr an  Bord, 6.40 letzte Blicke zurück.